AA ARTIKEL Der Embryo in uns – 2012 DE

Der embryo in Uns – Eine phänomenologische Suche nach Seele und Bewusstsein im pränatalen Körper. In: Jahrbuch 2013 International Society for Prenatal and Postnatal Psychology ISPPM. Übersetzung aus dem Niederländischen von Helga Blazy.

Einführung

Verlorener Körper

In den letzten beiden Jahrzehnten haben wir einen neuen Ansturm von materialistischem Denken in Biologie, Psychologie und Philosophie erfahren. Man könnte das wirklich als einen Tsunami beschreiben. Auf der Grundlage von Konzepten über die Funktion unseres Gehirns nach der modernen Neurophysiologie wurde eine neue Perspektive für die menschliche Seele und das Bewusstsein eingeführt und anscheinend vom allgemeinen Publikum akzeptiert. Zusammengefasst heißt das Lied der Hirnphilosophen: Das Gehirn regiert den Geist. Was immer wir fühlen, denken, tun – es ist eben nur das „Gehirn“. Alle Erfahrung, zu der wir fähig sind, wird dem Gehirn zugeschrieben und reduziert auf nichts als die Aktivität des Hippocampus, zerebraler kortikaler Ebenen und so weiter. Die nachcartesische Seele, die mehr oder minder noch als unwägbare res cogitans-Dimension in unserem Geist zu verteidigen war, ist verlassen worden. Neurophilosophen behaupten, dass der cartesische Dualismus von Körper und Geist durch die Evidenz des Gehirns als definitives physisches Substrat unseres Bewusstseins, unserer Sprache, unseres Geistes abgelöst wurde. Implizit jedoch und ohne jede Bescheidenheit wird ein falscher neuer Dualismus in Form einer Körper-Gehirn-Spaltung eingeführt. Das Gehirn ist ein besonderes Organ im Körper, in dem unser Bewusstsein entsteht und durch Neuromaschinerie ausgeführt wird. Der niederländische Neurowissenschaftler Swaab führt aus, dass der Körper nur drei Absichten dient: unser Gehirn zu ernähren, zu bewegen und zu reproduzieren. „Wir sind unser Gehirn“, ist die Botschaft. Das lässt uns in einer sehr privaten und subjektivistischen Sicht der Wirklichkeit zurück, denn wir müssen bedenken, dass alles, was wir als einen Nicht-Körper oder unwägbare Realität im Kopf oder im Körper fühlen oder erfahren (wie z. B. ein Schmerz in unserem Zeh) nur eine „Illusion, hervorgerufen vom Gehirn“ ist.

Verlorene Seele

Wie kann man sich gegen diesen reinen reduktionistischen Materialismus verteidigen? Man werde ein Phänomenologe! Man stimme nicht einfach der Ansicht des wissenschaftlichen Betrachters (Beobachters) zu, sondern nehme die erste Einstellung ein, die das Leben uns allen anbietet: ein Teilnehmer zu sein. Als Teilnehmer halte man seine eigenen Sinneserfahrungen und was man darin erlebt über den Körper für wahr. Dies ist die primäre Realität. Die „Welt der Sinne“ ist die Wirklichkeit bevor der nach-cartesischen Spaltung von Geist und Körper. Ein phänomenologischer Ansatz nimmt nicht nur als wahr an, was unsere Erfahrung uns sagt, sondern er umgreift auch die virtuelle und sekundäre Wirklichkeit der „Gehirn-Fakten“. (……)

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