Embryosophie – Schlüssel zum Geheimnis Mensch?

GESTEN DER MENSCHWERDENS,

Der Dichter spricht: 

Ich kann noch nicht geboren werden.
Der Himmel setzt sich in meiner Stirne fort,
eine Membrane,
die zu meinem Wachstum gehört.

Meine Füße tanzen in dem Schmerz,
der Gebären heißt.

Sieh, wie ich häng
an Schnüren, so lange wie das Leben.
Ein großartiges Madonna blau
vollendet mich binnen dieser Frau.

G. Achterberg

Dieses Bild ist von Robert Fischer und heißt „Ein neuer Tag“.
Wenn Sie in dieser Landschaft einen versteckten Embryo sehen, sind Sie auf der richtigen Spur …..

Embryo in Bewegung – Eine Reise in uns selbst

Heutzutage wissen viele Menschen bedauerlich wenig von unserm – das heißt also ihrem – embryonalen Dasein. Während andererseits doch so viele ethische, medizinische und moralische Entscheidungen und Wahlen getroffen und so viele Urteile gefällt werden  über Embryos oder – so man will – Menschen, die sich noch in dieser embryonalen Phase ihres Daseins befinden. Wie viele Menschen mag es nicht geben, die immer noch glauben, dass ein dreiwöchiger Embryo eine Art von Zellenklümpchen ist, den man als nichts mehr als ein bisschen Gewebe und ein paar Zellen betrachten kann? Weiterhin gibt es auch noch die Leute, die im Rahmen ihrer Ausbildung schon mal von der Embryologie in Kenntnis gesetzt worden sind und bei denen nur der Eindruck haften geblieben ist von einem Fach mit viel unzusammenhängenden Fakten und schwierigen Begriffen, und die sich fragten: „ Was hat das alles mit mir als Person zu tun?“

Ich hatte das Privileg den Embryo auf eine andere Weise kennen zu lernen. Mich faszinierte das Embryodasein als ein spannender Prozess des Menschwerdens. Wenn man sich in den Embryo vertieft und man sich, so wie ich das tue, mit der Frage beschäftigt: Was tun wir eigentlich während wir Embryo sind?, muss man die Embryologie erst vom ‘Staub’ der gegenwärtigen Naturwissenschaft befreien. Die gängige Embryologie sieht ja doch ‘nichts weiter’ als ’Zellen, Gene, Hormone, Proteine’ usw. Zwar auch sehr faszinierend aber weit entfernt von meiner Sichtweise. Mit Menschsein hat das herzlich wenig zu tun. Wenn man sich jedoch hineinfühlt, hineinlebt und mit dem Herzen und gleichzeitig wissenschaftlich und tatsachengetreu die Wachtumsgebärden, die sich da abspielen, miterlebt, erzählt uns der Embryo auf einmal eine ganz andere, und zwar sehr eindringliche, Geschichte. Er erzählt uns dann nämlich von dem Menschwerden, von dem Ringen des Menschen und des Geistes durch den zähen Widerstand der Zellen, Gene, Gewebe hindurch ans Licht zu kommen, in Erscheinung zu treten. Der Mensch leistet so viel Arbeit und lebt so intensiv während er (noch) Embryo ist!

Um das aber sehen zu können, muss man dann wohl eine andere Brille aufsetzen, mit ’neuen Augen‘ schauen lernen. Das heisst nicht, dass man nebulös werden soll und die wahrnehmbaren Tatsachen wie Zellen usw. unbeachtet lassen soll. Während man den Embryo durch die so genannte ‘phänomenologische’ Brille betrachtet, sieht man auf einmal Gebärden (Gestalt, so man will) und wird das Vertrautwerden mit dem Embryo plötzlich eine Reise in uns selbst. Nichts Menschliches ist dem Embryo fremd. Wussten Sie zum Beispiel, dass Sie schon einmal, bevor Sie geboren wurden, gelaufen sind und geatmet haben? Der Embryo erzählt das dramatische Ereignis vom Menschwerden. Das größte Geheimnis des Menschen aber ist, dass er die Eigenschaft besitzt Embryo zu SEIN und zu BLEIBEN! Darin unterscheidet er sich ganz wesentlich von den Tieren. Wir tragen eine einzigartige Fähigkeit in uns, die wir unserm Embryo-Sein verdanken.

Der Embryo – Schlüssel zum Mysterium Mensch

Die gängige Wissenschaft gibt uns heutzutage viele Antworten auf, viele Erklärungen zu WODURCH und WIE. Wie aber ist es mit den Fragen nach dem WARUM bestellt? Die Naturwissenschaft (und somit auch die gängige Embryologie) hat keine Antworten auf Fragen nach SINN und BEDEUTUNG. Die kann sie auch nicht haben, denn die kommen in ihrer Methodologie und in ihrem Denkrahmen nicht vor. Das ist, sozusagen, nicht ihre Sache. Das Problem mit dieser Einstellung ist jedoch, dass die Wissenschaft, und damit auch die Schulembryologie, oft wohl so tut, als ob sie die einzige und alleinige Wahrheit über die Wirklichkeit besitzt. Als ob es keine andere (wissenschaftliche) Methode gäbe sich Einsicht in und Verständnis von Mensch und Wirklichkeit zu verschaffen als die der Naturwissenschaft. Meiner Meinung nach haben wir aber nach viereinhalb Jahrhunderten sogenannter positivistischer Wissenschaft und kartesianistischer Einstellung keinen Bedarf an noch ‘weiteren Horizonten’ sondern an ‘neuen Augen’, einer neuen Sichtweise.

Ich begnüge mich nicht mit der abgedroschenen Phrase: „Es ist alles nur Zufall“ oder „Es ist alles nichts weiter als Gene, Zellen, Materie“. Nicht weil ich das nicht möchte oder auf diese Weise nicht denken kann, sondern weil ich das in meinem (täglichen) Leben anders erfahre. Wissenschaft und Menschen, die überzeugt sind, dass nur die tastbare, messbare Wirklichkeit DIE Wirklichkeit ist, schauen immer nach den Dingen, der Welt, dem Menschen, als ob sie selbst keinen Anteil daran hätten, als ob es sich um Objekte handelte. Die gängige Wissenschaft macht mich zum ZUSCHAUER. Ich aber will am Leben, der Welt, der Natur TEILNEHMEN! Mein Motto lautet: „Ich erfahre, ich erlebe, also BIN ich“. . Und auch: „Nehmen Sie für wahr, was Sie wahrnehmen, nicht nur was Sie dénken“.  Ich kann nicht anders, ich erfahre es einzig und allein auf diese Weise. Ich erfahre Zweckmäßigkeit, Ziel, Wunder, Geheimnis, Geist, Schöpfung. Und dann sollte ich mich damit begnügen, das alles weg zu lassen und zu leugnen, als ob es sich nur um Hirngespinste handelte, nur weil ich es nicht ’sehen’ oder ’konkretisieren’ kann? Andererseits will ich aber als moderner Mensch auch tatsachengetreu und wissenschaftlich bleiben. Wie soll das möglich sein?

Im menschlichen Embryo habe ich Antworten gefunden auf Fragen , die das Mysterium Mensch betreffen. Auf Fragen wie ‘Woher kommen wir?’ und ‘Was könnte die Bedeutung unseres Daseins sein?’ Eigentlich ist es ganz einfach. Wenn man nicht nur mit dem Blick des kühlen, distanzierten Zuschauers (‚onlooker‘) die wunderliche Welt des Embryos betritt, sondern Herz und Seele öffnet um diese Welt mit zu ERFAHREN (erleben), kann man ‘hinter’ den ‘sichtbaren’ Tatsachen nicht mehr und nicht weniger tätig sehen als Geist. Schaffenden Geist, den schöpferischen Menschen! Daran ist nichts Nebulöses. Man stellt plötzlich mit großer Genugtuung fest, dass es möglich ist, die so lange mehr oder weniger getrennt gehaltenen Gebiete von Wissenschaft und Religion, von Materie und Geist, von Erklärung und Verständnis wieder zu VEREINEN.

Embryo – ganze, eigenständige, Welt am Werden

Das einzige, das erforderlich ist, ist das Folgende: Man muss nur die Sprache des Embryos verstehen lernen. Dann kann man da auf einmal über das Werden des Menschen und der Menschheit lesen an Hand der Sprache der Wachstums- und Körpergesten des menschlichen Embryos.  Alte Mythologien bekommen in dieser Geschichte wieder eine ganz neue Perspektive. Aber auch unsere eigene Geschichte kann dadurch an Tiefe und Perspektive gewinnen.  Der  Grundriss eines jeden Menschen, die wesentlichen Bestandteile unseres Daseins, werden da im Embryo in noch ganz ursprünglicher Form und beinahe wortwörtlich(!) lesbar. Die ‚Mikrowelt‘ des Embryos beherbergt im Bild, in der Gebärde einen ganzen Makrokosmos!  ‚Wer das Kleine nicht erkennen kann, kann das Große nicht umfassen‘.

Unser ganzes Leben lang heißt es ‘Hüllen abstreifen’. Dás ist die Gebärde des Ent-wickelns. ‚Geboren werden‘ wird sich bei der hier vertretenen Sichtweise entpuppen als eine Gebärde des ‘Sterbens aus….’.  Der Philosoph Mansukh Patel drückt es so aus: „Wenn wir sterben, legen wir einfach einen Mantel ab. Eigentlich tun wir unser ganzes Leben lang nichts anderes. Wir legen unsern Säuglingsleib ab um uns einen Kleinkindsleib zuzueignen, aus diesem steigen wir aus um den Schulkindsleib anzuziehen, usw. zum Jugendlichen, Erwachsenen usw.“ Vom Embryo können wir sehr viel lernen über die wirkliche Dynamik von Wachstum und Entwicklung, vom Sterben und Geboren werden.

Auch Ihr Verhältnis zum menschlichen Embryo kann auf diese Weise eine Aufwertung erleben. Es scheint nicht mehr ’nur eine Angelegenheit eines Zellenklümpchens  zu sein, oder  ’nichts anderem als einer Code auf einer DNS-Kette‘ oder ’nur das Ergebnis eines Zufalls‘ . Denken Sie nicht, dass Sie dann nicht mehr in der Lage sein werden, eine Entscheidung über das Leben oder den Tod eines Embryos zu treffen. Sie werden sich vielleicht sogar als fähiger erleben solche Entscheidungen mit vertiefter Einsicht zu treffen, wenn Sie wirklich wissen, WAS WIR TUN und WER WIR SIND, während wir als Embryo existieren.

 Den Embryo mit ’neuen Augen‘ sehen lernen?

Es gibt ein Seminar (Kurs, Workshop) mit dem Thema ‘DER ANDERE EMBRYO’ (oder ‚EMBRYO IN BEWEGUNG‘).  Es besteht aus einer Sammlung von wissenschaftlichen Tatsachen und biologischen Daten, Erzählungen, Poesie und manchmal auch Kunst. Da kann man sich mitnehmen lassen durch die tatsächlichen Ereignisse, die unser embryonales Dasein kennzeichnen, eingebettet in das wesentlich Kennenlernen und Miterleben der Mysterien von Empfängnis und Geburt. Hoffentlich werden Sie erstaunt sein zu hören, z.B. dass der Mensch sich nicht ’fortpflanzt’, dass die Empfängnis keine Angelegenheit von ‘Kinder machen’ ist und dass Geboren werden eine Gebärde des ’Sterbens aus einer anderen Wirklichkeit heraus’ ist. Dass ’das Göttliche’ und ’Geist’ keine abstrakten Einfälle sondern konkrete, erkennbare und wirksame Prinzipien im menschlichen (embryonalen) Dasein sind. Dass man, so man will, zum Beispiel während der dritten Woche der embryonalen Entwicklung, die Inkarnation des ‘Geistes’ in den Leib ’sehen’ kann. Und das kann alles an den Tatsachen des embryonalen Daseins ’sichtbar’ gemacht werden. Es stimmt nicht, dass der menschliche Embryo ’noch keine Seele hat’ oder ’noch eine Seele erhalten muss’, er IST Seele!

Haben Sie keine Angst vor ‚Schweben‘ in diesem Seminar. Viel modernes ’New Age’ Denken spielt sich neben der Tatsachenwelt der Wissenschaft und Biologie ab und versucht sich kaum damit zu verbinden. Oder aber es übernimmt naturwissenschaftliche Erkenntnisse ohne in den Denkrahmen Einsicht zu haben, der diese umschließt (und der zu diesen geführt hat). Und so bleibt es noch immer verwickelt in die heillose Trennung von Geist und Körper, die uns die kartesianistische Philosophie aufgehalst hat, oder aber in die Idee, dass Geist eine Art Produkt des Gehirns und somit des Körpers ist. Dieses Seminar wurzelt sozusagen in der Kenntnis der Embryologie (als Ausgangspunkt) aber versucht dann dieses Wissen zu erweitern zur Einsicht (‚Embryosophie‘). Was die Arbeitsweise und die Methode anbetrifft, geht es hier um ein Verbinden von Fühlen und Denken, von Intuition und Erkenntnis, eine Art ‘Einfühlschaft’, besser als  Goetheanistische Phänomenologie bekannt.

Für Auskunft über das Organisieren von Vorträgen Und Kursen können zu der Seite ‚Kursinhalt‚ gehen

Der Körper entwickelte sich
aus uns heraus,
nicht wir (uns) aus ihm.
Wir sind Bienen
und unser Körper ist ein Honigwabe.
Wir schufen den Körper,
Zelle um Zelle schufen wir ihn.

RUMI (1207 – 1273)