März 2020, aktualisiert August 2023
Von 2009 bis heute (März 2020) konnte ich (meiner Meinung nach und der Einsicht vieler anderer) einen bedeutenden Beitrag zu den Diskussionen in Kreisen der Faszienforschung über das Bild oder Konzept der Faszie und sogar über die mögliche Definition der Faszie leisten. Ich mache das aus den beiden Grunddisziplinen, in denen meine wissenschaftliche Karriere verwurzelt ist: Anatomie und Embryologie. Aber dann im Sinne eines phänomenologischen Ansatzes, der der Morphologie näher ist als der Anatomie.
In 2009 wurde mein Konzept zur Organisation des Bindegewebes im menschlichen Körper gut aufgenommen. Mein Argument auf dem zweiten Internationalen Faszienkongress in Amsterdam implizierte im Großen und Ganzen, dass das anatomische Modell, dass der Körper aus mehr oder weniger diskreten Organen und Komponenten besteht, tatsächlich ein technisches, aber vor allem ein konzeptionelles und paradigmatisches Artefakt ist. Um die Faszie überhaupt als Organ oder System verstehen zu können, sollte man nicht mehr in Anatomie denken, sondern in Architektur, also an die funktionale räumliche Kohärenz. In der Tat ist der Begriff ‚die Anatomie der Faszie‘ ein Widerspruch. Bei der Anatomie geht es fast immer um das WO, bei der Faszie um das WIE. Im Bindegewebe und in der Faszie geht es um die funktionelle Beziehung des Bindegewebes zu benachbarten Organen und Geweben: Es geht um Integrität und Kontinuität, Eigenschaften, die tatsächlich durch den anatomischen Ansatz und die Denkweise gestört und ignoriert werden.
Ich konnte diese Idee in vielen Vortragen, Publikationen und Seminaren weiter verbreiten und ausarbeiten. Allmählich wurde es durch meine Ideen ergänzt, dass der Ursprung der Faszie im ‚Meso‘ liegt. Das ‚Meso‘ ist die sogenannte dritte Keimschicht oder Keimblatt (üblicherweise ‚Mesoderm‘ genannt), die bei näherer Betrachtung überhaupt kein Keimblatt ist, sondern unser ‚Inneres‘ betrifft. („Innegewebe“, wie es der Embryologe Blechschmidt ausdrückte).
Der hier veröffentlichte Artikel, der in Kürze (2020) in einem zweiten Buch von David Lesondak veröffentlicht wird, kann als eine Art Testament von Jaap van der Wal angesehen werden, das der Fasziengemeinschaft übergeben wird. Hier ist eine kurze Zusammenfassung dessen, was ich zur Faszienforschung und auch zur Bild- und Theoriebildung der Faszien beigetragen habe. Ich habe nichts mehr zu sagen oder zur Faszienforschung beizutragen als dies. Manchmal bezweifle ich, dass diese Idee, dieses Konzept ausreichend verstanden, gehört und weiter angewendet wurde.
Ich habe das Gefühl, am engsten mit den Denkern der Biotensegrität verwandt zu sein. Ich glaube, dass dieser Artikel nicht nur eine ‚Anatomie‘, sondern auch eine angemessene ‚Embryologie‘ bietet. In diesem Artikel versuche ich nicht mehr und nicht weniger als das alte Bild des menschlichen Körpers als ‚Fabrica Humani Corporis‘, wie der Titel des ersten genialen Anatomiebuches von Andreas Vesalius (1543) lautete, auf der Idee von Stephen Levin umzubauen. Die Faszie und vielleicht der ganze Körper können als Stoffmatrix („fabric“) betrachtet werden, in die die Organe eingebettet und gestickt sind.
Unten ein Link zu einer Bearbeitung des betreffenden Artikels. Aber vielleicht lesen Sie zuerst die geschäftige Broschüre, mit der Tom Myers 2009 meine Vorstellungen von Architektur und Anatomie als notwendige ergänzende Prinzipien begrüßte: FA A Day with Jaap van der Wal by Tom Myers – 2015 EN.
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